Hierzulande gibt es ja bereits einige merkwürdige Bauwerke. Etwa Aussichtsplattformen, die keine wirkliche Aussicht bieten, aber die Aussicht haben, in den Top Ten der schlimmsten Steuerverschwendungen zu landen. Was aber in Japan in der Präfektur Yamaguchi gebaut wurde, ist auf den ersten Blick auch ein Schildbürgerstreich. Auf den zweiten Blick erscheint er zumindest für westliche Augen als einer der verrücktesten Bahnhöfe der Welt, die „Seiryu Miharashi Station“. Sie findet sich an einer eingleisigen Bahnstrecke.
Das Kuriosum ist, der Bahnhof weist keine Ein- und Ausgänge auf. Es gibt also keine Straßen, die zum Bahnhof führen. Es ist es auch fast unmöglich, den Bahnhof zu Fuß zu erreichen oder zu verlassen, da er nicht einmal durch Trampelpfade erschlossen ist. Der Bahnsteig ist zudem eingezäunt, das Gelände steil und unwegsam. Die Banhofskonstruktion ist an einer Klippe gebaut und wird mit einer Reihe von Beton- und Stahlelementen von unten gestützt.
Allenfalls kann man sich mit einem abenteuerlichen Sprung in den Fluss davonmachen. Das ist aber eher nicht der Zweck. Vielmehr dient der Bahnhof dazu, eine Pause einzulegen und auf der Aussichtsplattform den Blick auf den Nishiki River und das bewaldete Tal zu genießen. Der Hektik des Alltags zu entfliehen, die Ruhe zu finden, zu entschleunigen, zu meditieren, das ist das Ziel. Nicht der Weg ist das Ziel, der Bahnhof ist das Ziel!
Nur bestimmte Züge halten am Bahnhof. Diese haben dann laut Betreiber 10 bis 15 Minuten Aufenthalt, sodass der Besucher nicht zwingend auf einen der nächsten Züge warten muss, um den ganz besonderen Bahnhof wieder zu verlassen.
Der Bahnhof wurde 2019 eröffnet, die Baukosten betrugen rund 112 Millionen Yen (knapp 900.000 Euro; Stand März 2021). Neben dem eigentlichen Bahnsteig gibt es praktisch nichts, keinen Fahrkartenschalter oder Kiosk, nicht mal einen Fahrkarten- bzw. Getränkeautomaten. Nur die wellenförmige Überdachung ist noch erwähnenswert.