Kategorien
EVP Musik

Radio Moskau antwortet auf Deutsch

Tonbandgerät
Nicht nur hiermit kann man Tonbandstimmen aufnehmen, deren Herkunft nicht von dieser Welt ist. Das behauten zumindest Anhänger der „paranormalen Tonbandstimmen“ (engl. „electronic voice phenomenon“ – EVP). Lizenz: Public Domain

Es war so um 1987 herum, als mich mein Arbeitskollege mit einer schwer verdaulichen, avantgardistischen Musik nervte. Die Arbeit verlangte enorme Konzentration. Die absonderliche Musik im Hintergrund, die jeden Tag lief, erschwerte die Arbeit. Es war das Album „Big Science“ der US-amerikanischen Performance-Künstlerin und Musikerin Laurie Anderson. Die Musik war dauernd Anlass für Konflikte zwischen meinem Arbeitskollegen und mir. Die Kassette wurde primär dann eingelegt, wenn ich gerade nicht am Platz war. Klar, da ist die Gelegenheit günstig, wenn der Kulturbanause sich nicht wehren kann. Erst schimpfte ich über die Musik, irgendwann gewöhnte ich mich aber ganz langsam an sie. Irgendwann gefiel sie mir so gar (fast). Ein paar Jahre später kaufte ich mir die CD ganz freiwillig. Mein Kollege war fassungslos und erinnerte mich an meine frühere Aversion gegen die Musik. Überlegungen, als Grund anzugeben, die CD rein als eine Art Erinnerung angeschafft zu haben, verwarf ich spontan. Das hätte man mir auch nicht abgenommen. Also bekundete ich meine Zuneigung für die hervorragende Musik, auch wenn es mir nicht leichtfiel und ein Hitzegefühl im Gesicht verursachte.

Einen der Titel dieses Albums entdeckte ich heute auf YouTube. In „Example #22″ ist Laurie Anderson sich nicht zu schade, das Thema „Paranormale Tonbandstimmen“ (engl. „electronic voice phenomenon“ – EVP) musikalisch und zweisprachig Englisch/Deutsch aufzuarbeiten.

Das Thema wird in der seriösen Wissenschaft bestenfalls milde belächelt. Angeblich antworten Tote, wenn man sie etwas fragt und nebenbei einen ausländischen, etwa russischen Radiosender oder einfach nur Rauschen auf Band aufnimmt, auf Deutsch. Zugegeben kann man auf einzelnen Aufnahmen tatsächlich Satzfetzen hören, die mit viel gutem Willen Deutsch klingen. Mit viel Anstrengung. Und meistens nur, wenn man vorher gesagt bekommt, was da zu hören ist. Das sagt eigentlich schon alles. Dass da wirklich Tote sprechen, glauben vermutlich nicht mal die Toten selbst.

Dennoch hat die EVP-Community eine Menge Anhänger. Unterhaltsam ist es allemal, wenngleich sehr wahrscheinlich nichts dahinter ist. Vielleicht kann man es aber auch als Hilfsmittel sehen, das ein Medium einsetzt. Also als Ersatz für ein Pendel oder ein Ouija-Brett.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert