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Ramsee (Andechs): Das verschwundene Dorf

Ramsee
Gedenkstein am Ort der ehemaligen Ramseer Kirche (29.08.2024) © Thomas Irlbeck

Ramsee liegt zwischen Wartaweil (einem Ortsteil der Gemeinde Herrsching am Ammersee) und dem berühmten Kloster Andechs. „Liegen“ ist ein bisschen übertrieben, denn von dem Dorf, das einmal aus sechs Häusern bestand, ist nichts mehr übrig. Nur ein Gedenkstein (der die frühere Kirche St. Nikolaus markiert) und eine Schautafel erinnern an den Ort, der heute mitten im Wald liegt. Ein paar Mulden sind auch noch zu finden, die wohl Zeugnisse früherer Hauskeller sind. Vorhanden und sogar noch in Betrieb sind zudem noch die Glocken der ehemaligen Kirche. Diese schlagen seit 1871 in der Friedenskapelle von Erling (einem Ortsteil von Andechs).

Ramsee
Inschrift des Gedenksteins (29.08.2024) © Thomas Irlbeck
Ramsee
Landkarte von der Infotafel. Anklicken für Zoom! (29.08.2024) © Thomas Irlbeck

Auch wenn es wenig zu sehen gibt, lohnt sich ein Besuch. Der Wald ist hier bergig, durchzogen von Schluchten. Es ist eine Gegend, in der man auf den vielen Wegen gut wandern und mountainbiken kann. Herrsching, der Ammersee und das Kloster Andechs mit Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten sind ja auch noch da. Auch soll es in der Gegend spuken (dazu später mehr).

Ramsee
Infotafel Ramsee (29.08.2024) © Thomas Irlbeck

Geschichte von Ramsee

Der Ort wird erstmals 1223 erwähnt, im herzöglichen Urbar (Verzeichnis über Besitzrechte einer Grundherrschaft; es fungiert als Abgeabenregister und Steuerliste) taucht er 1280 auf, im Herdstättenverzeichnis (einem ähnlichen Verzeichnus) 1445. Um 1800 herum hatte der Ort sechs Häuser und 42 Einwohner. 1849 werden drei Gebäude und später noch eine Sölde (kleiner Bauernhof) bei einem Brand zerstört.

Der Klostergutbesitzer Felix Christian Wieninger kauft 1852 das Dorf auf. 1859 verlauft dieser das Dorf mit Gewinn an den Staat weiter. Dieser lässt alle Gebäude bis auf die Kirche abreißen und einen Wald anpflanzen. 1864 wird schließlich auch noch die Kirche abgerissen. Das letzte Kapitel ist, dass der ehemalige Dorfgrund 1937 Herrsching zugeteilt wird.

Über den Grund für die Aufgabe des Ortes gibt es verschiedene Angaben. Auf der Infotafel und in diversen Quellen wird die Säkularisierung und die damit eingehende Verschuldung der Bauern als wahrscheinlichste Erklärung angeführt.

ChatGPT sagt dazu:

Die Säkularisierung in Bayern, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts stattfand, führte zur Enteignung von Kirchen- und Klosterbesitz, der dann oft an den Staat oder private Investoren verkauft wurde. Für viele Bauern hatte dies sowohl positive als auch negative Auswirkungen.
Einerseits konnten einige Bauern von der Säkularisierung profitieren, indem sie Land erwarben, das zuvor im Besitz von Klöstern war. Andererseits führte die Umverteilung des Landes und die damit verbundenen Veränderungen in der Landwirtschaft auch zu Unsicherheiten und wirtschaftlichen Schwierigkeiten für viele Bauern.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Auswirkungen der Säkularisierung auf die Bauernschaft in Bayern komplex waren und von Region zu Region unterschiedlich ausfielen. Während einige Bauern möglicherweise in eine bessere wirtschaftliche Lage kamen, litten andere unter den Veränderungen und den damit verbundenen Herausforderungen.

Andere Quellen führen den Brand an, was aber nicht so ganz überzeugt, da der Brand nicht das gesamte Dorf vernichtete. Wiederum andere Quellen behaupten, dass keine genauen Gründe bekannt seien.

Spuk

Schäuferlmann
Schäuferlmann: Diese freundliche Gestalt erwartet angeblich Besucher an der nahegelegenen Brücke

Unweit von Ramsee soll auf der alten Brücke im Wald zwischen dem ehemaligen Ort und dem Heiligen Berg (Andechs) ein Geist zugange sein, der sogenannte Schäuferlmann. Der Name kommt nicht von ungefähr. Denn dieser ist nach einem 1895 entstandenen Bericht dazu verurteilt, zu schaufeln. Seine angebliche Untat: Spielsucht. Man sollte unbedingt immer Weihwasser mitführen, wenn man in der Gegend unterwegs ist. Denn wer ohne Weihwasser dem Schäuferlmann begegnet, der bekommt von diesem die Schaufel über den Kopf gezogen und muss nach sieben bis acht Tagen sterben, besagt die Legende. Ich hatte dummerweise kein Weihwasser dabei, aber ich habe überlebt, denn sonst hätte ich den Bericht nicht schreiben können. Womöglich haben die Spukopfer vorher im Andechser Bräustüberl einfach nur zu tief in den Bierkrug geschaut.

Bilderstrecke

Hier werden Fotos aus dem nahegelegenen Andechs und der Umgebung gezeigt.

Kloster Andechs
Kloster Andechs (29.08.2024) © Thomas Irlbeck
Hotel Post in Andechs, Ortsteil Erling
Hotel Post in Andechs, Ortsteil Erling (29.08.2024) © Thomas Irlbeck
Der heilige Berg (Andechs)
Der Heilige Berg (Andechs) als 3D-Karte (29.08.2024) © Thomas Irlbeck
Waldgebiet südwestlich von Ramsee
Waldgebiet südwestlich von Ramsee mit zwei Brücken (29.08.2024) © Thomas Irlbeck
Waldgebiet südwestlich von Ramsee
Die erste Brücke vergrößert dargestellt (29.08.2024) © Thomas Irlbeck
Waldgebiet südwestlich von Ramsee
Die erste Brücke vergrößert dargestellt (29.08.2024) © Thomas Irlbeck

Quellen

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