Papst Franziskus spricht derzeit auffällig oft von ihm – vom Teufel. So oft, dass schon böse Gerüchte die Runde machen, dass sich Papst Franziskus bald einem Exorzismus unterziehen müsse.
Gibt es den Teufel aber wirklich? Offenbar ja, denn er hat immerhin in der Münchner Frauenkirche (geweiht 1492; auch als Liebfrauendom bekannt) einen Fußabdruck hinterlassen, den sogenannten Teufelstritt, der auch „Schwarzer Tritt“ genannt wird.
Die Schuhgröße des Teufels lässt sich also ermitteln. 43 beträgt sie. Der Teufel hat folglich auch menschliche Züge, wen wundert es? An der Ferse ist ein auffälliger Sporn zu sehen. Aber irgendwo muss sich der Teufelsfuß ja von einem normalen menschlichen Fuß unterscheiden.
Sage #1: Der Neid des Teufels
Zur Entstehung des Teufelstritts gibt es mehrere Sagen. Eine handelt davon, dass der Teufel als Gegenspieler von Gott – wenig überraschend – keine Gotteshäuser mag. Logisch, denn die heißen ja nicht Teufelshäuser. Daher wollte der Teufel die Münchner Frauenkirche gleich nach dem Bau – und noch vor der Weihe – zerstören. Der Teufel betrat die Kirche durch den Haupteingang. Als er sah, dass die Kirche keine Fenster hatte, fing er laut zu lachen an und stampfte auf den Boden. Er hinterließ den bekannten Fußabdruck. Was der Teufel aber nicht wusste, er war so ungünstig gestanden, dass sämtliche Fenster von Säulen verdeckt waren. Nach der Weihe der Kirche bemerkte der Teufel seinen Fauxpas und sah von außen, dass die Kirche sehr wohl Fenster hatte. Wütend verwandelte sich der Teufel in einen heftigen Wind (nun ist seine Schuhgröße obsolet) und versuchte die Kirche zum Einstürzen zu bringen. Das gelang ihm nicht. Doch bis heute soll es seltsame Winde um die Kirche herum geben, die ein Widerhall des teuflischen Windes sein sollen. Aber die Kirche steht bis heute.
Sage #2: Pakt mit dem Teufel
Eine andere Sage greift den Pakt mit dem Teufel auf. Also eine Variante von Goethes Faust oder Rosemaries Baby. Konkret hat der Kirchenbaumeister Jörg Ganghofer den Teufel um Hilfe gebeten, damit dieser ihm beim Bau der Kirche unterstützt. Warum auch nicht? Hochtief und Max Bögl gab es damals ja noch nicht. Als Preis verlangte der Teufel eine Menschenseele, konkret die Seele der Person, die als erste die Kirche nach Fertigstellung betritt. Nach Eröffnung der Kirche strömten die Leute in die Kirche. Nun wollte der Teufel seinen gerechten Lohn abholen. Der Baumeister wiegelte aber ab. Die Arbeit des Teufels hätte große Mängel, sagte er. Konkret hätte der Teufel sämtliche Fenster vergessen. Der Teufel soll also gewissermaßen eine Art Vorläufer des BER zusammengeschustert haben. Nun schwand die kreative Kraft der Sagenbegründer und die Geschichte geht ähnlich weiter wie die vorherige. Im Unterschied zur vorigen Sage war der Teufel natürlich wütend und rief „Was zum Teufel?“ Daraufhin stampfte er entsprechend auf den Boden und hinterließ den Fußabdruck, dann kam die Sache mit dem Wind.
Hintergrund der Sagen
Nach der Barockisierung ab 1620 und vor der Neugotisierung der Kirche (die dann zum Dom wurde) konnte man tatsächlich von der Teufels-Position keine Fenster sehen. Entsprechend sind wohl in dieser Zeit diese Sagen entstanden.
Nach der Barockisierung der Kirche ab 1620 war das einzige Fenster, das man beim Eintritt hätte sehen können, vom Bennobogen, einer Art barocken Lettner, und durch den Hochaltar verdeckt. Im Rahmen der Neugotisierung, bei der die Kirche zum Dom wurde, wurden Bennobogen und Hochaltar abgebaut. Die Sagen dürften entsprechend in dieser Zeit entstanden sein.
Es gibt einige weitere Varianten der Sagen, auch eine solche, bei der der Teufel die Fenster von Anfang an abbestellt hatte, aber vom Baumeister geprellt worden war, der doch Fenster eingesetzt hatte.
Wessen Fuß ist hier wirklich zu sehen?
Wem gehört aber der Fußabdruck? Es ist anzunehmen, dass hier ein Zimmermann seinen Fußabdruck verewigt hat. Die weltliche Erklärung ist unspektakulär, aber vielleicht war der Zimmermann ja wenigstens vom Teufel besessen.
Dies ist ein Artikel, den ich vor Jahren für meine ehemalige Neuperlacher Stadtteilseite geschrieben habe. Ich finde die Straßennamen des Münchner Stadtteils so bemerkenswert, dass in den Artikel nun auch hier veröffentlicht – und bei dieser Gelegenheit etwas aufgehübscht habe.
Es war einmal … Nein, den Stadtteil gibt es immer noch. Die Rede ist vom wohl märchenhaftesten Stadtteil Münchens: Waldperlach. Die Straßen heißen dort
Aschenbrödelstraße
Däumlingstraße
Dornröschenstraße
Drosselbartstraße
Elfenstraße
Erlkönigstraße
Eulenspiegelstraße
Frau-Holle-Straße
Froschkönigweg
Gänselieselstraße
Heinzelmännchenstraße
Isegrimstraße
Koboldstraße
Märchenweg
Nixenweg
Puppenweg*
Robinsonstraße**
Rotkäppchenplatz
Rotkäppchenstraße
Rübezahlstraße
Rumpelstilzchenstraße
Schneewittchenstraße
Sterntalerstraße
Struwelpeterstraße
* gemeint ist das Marionetten-, Puppen- oder Kasperlspiel
** gemeint ist Robinson Crusoe
Damit hat ein Großteil der Straßen dort einen Bezug zu Märchen, Sagen und ähnlichen phantastischen Geschichten.
Eine Frage in einem Forum brachte mich heute auf das Thema. Woher kommen diese Namen? War hier ein Scherzbold am Werk? Ein Märchenpapst? Die Antwort, dass thematische Schwerpunkte die Orientierung vereinfachen würden und z.B. für Taxifahrer eine Erleichterung seien, geht etwas am Thema vorbei. Genauso gut könnte man auch Maler, Dichter, Gebirge oder Kräuterarten bemühen.
Tatsache aber ist, dass Perlach (inklusive Waldperlach und Fasangarten) 1930 nach München eingemeindet wurde. Bei Eingemeindungen stellt sich das Problem, dass leider dann ein paar Straßen Dubletten bilden. Zweimal „Marienplatz“ geht einfach nicht in München (ja, liebe Pasinger, ich weiß, ihr habt dennoch euren Marienplatz behalten). Also müssen jede Menge Straßen umbenannt wurde.
Laut einem Artikel auf der Webseite der Katholischen Gemeinde St. Michael mit St. Georg (Seite nicht mehr verfügbar) wurden nicht nur Dubletten entfernt, sondern alle an die Monarchie (die bekanntlich 1918 endete) erinnernden Straßennamen. Sehr detailreich ist hier WAPE Bürger IG und verrät folgende Namensanpassungen:
Nicht alle der märchenhaften Namen sind aus der Umbenennung 1930 hervorgegangen. Auch bei neu gebauten Straßen wurde die Tradition teilweise fortgesetzt. Die Struwelpeterstraße etwa wurde erst 1953 errichtet.
Auffallend ist auch, dass einige neu gebaute Straßen einen Bezug zur germanischen Götter- und Sagenkultur bekamen, so der Asenweg und die Beowulfstraße. Auch weitere Waldperlacher Straßennamen haben indirekt mit Sagen zu tun, Friedrich Panzer etwa war unter anderem ein bayerischer Sagenforscher und wurde 1955 mit der Benennung einer Straße geehrt (Friedrich-Panzer-Weg).
Bis heute schwingt die Tradition in Waldperlach fort. Wer glaubt, die jüngeren Namensvergaben wären im kommunalpolitischen Kleinmief untergegangen, wird eines Besseren belehrt: 2000 etwa wurde eine Straße nach Klara Ziegler benannt, eine Schauspielerin, die als Deutschlands letzte Heldendarstellerin gilt und u.a. die Brunhild in den „Nibelungen“ spielte. Eine (noch unvollständige) Übersicht dieser Straßen zeigt diese Aufstellung:
Asenweg
Asen: nordische Bezeichnung der germanischen Götter
Beowulfstraße
Beowulf (möglicherweise „Bienen-Wolf“): ein Held der Gauten aus dem gleichnamigen frühmittelalterlichen epischen Heldengedicht in angelsächsischen Stabreimen.
Friedrich-Panzer-Weg
Bayerischer Sagenforscher
Klara-Ziegler-Bogen
Deutschlands letzte Heldendarstellerin, spielte u.a. Brunhild in den „Nibelungen“
Maria-Nicklisch-Straße
Deutsche Schauspielerin. Spielte u.a. die Hexe in „Faust“ (Verfilmung; 1988).
Peter-Lühr-Straße
Deutscher Schauspieler. Filmografie: „Der Mann, der zweimal leben wollte“, „Hunde, wollt ihr ewig leben“, „Unheimliche Geschichten“ u.v.m.
Der Bezug zu den Nibelungen in Gestalt des Klara-Ziegler-Bogens passt gut zur Straßenvergabe in der angrenzenden Gemeinde Neubiberg:
Fortsetzung in Neubiberg: Hier findet der sagenhafte Stadtteil nahtlos seine Fortsetzung in Gestalt der Nibelungensage. Die Straßen heißen hier Brunhildenstraße, Nibelungenstraße, Rheingoldstraße, Siegfriedstraße, Walkürenstraße und Wotanstraße.
Die Frage nach dem Grund für den Hang zu den Märchen und Sagen wurde aber immer noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Möglicherweise war Waldperlach einfach immer schon märchenhaft. Und wenn nicht, ist es das durch die Straßennamen vielleicht inzwischen geworden. Aber vielleicht weiß ja ein Leser mehr … 2012 feierte Waldperlach übrigens 100-Jähriges. 100 Jahre, das ist der Zeitraum, den Dornröschen schlafen sollte.
Ist Waldperlach mystisch?
Klar, Straßennamen alleine machen aus einem Ort noch lange nichts Mystisches. Viele werden nun enttäuscht sein, denn der Märchenbezug spiegelt sich tatsächlich nur in den Straßennamen wider. Zumindest zwei Steinkreise verleihen dem Stadtteil einen gewissen Flair, der in die mystische Richtung geht: Mini-Stonehenge in München Waldperlach
Die folgenden Bilder zeigen, wie es in Waldperlach aussieht (oder aussah, wenn wir das erste Bild einbeziehen):
Auch das ist Waldperlach: Der Baggersee (Rothsee) mit dem Biotop ist ein Überbleibsel des früheren Kieswerks Fritz Roth und liegt auf Waldperlacher Grund.
Bäume sind nicht nur lebensnotwendig, sondern in vielfacher Weise etwas Tolles, Mystisches, Geheimnisvolles, Wunderbares. Hier soll es aber auch um die dunkle Seite der Bäume gehen. Eine solche gibt es durchaus. Dabei sind jetzt nicht primär Unfälle mit Bäumen das eigentliche Thema, sondern das Spektrum von Mythen, Legenden sowie menschlicher Phantasien und Ängste. Der Baum als Archetyp.
Ohne sie wäre das Leben auf der Erde nicht denkbar. Bäume reinigen als grüne Lunge unsere Luft und liefern den wichtigen Rohstoff Holz – für Möbel, Häuser, Papier und vieles mehr. Aber auch als Brennstoff musste vor allem früher das Holz herhalten. Mit Holz zu heizen, ist aber wieder im Trend: Bei Pelletheizungen gibt es Zuwächse. Auch als Baustoff ist Holz wieder höher im Kurs, sogar im wahrsten Wortsinn. Neben üblichen Häusern mit nur wenigen Stockwerken hat der natürliche Baustoff nun sogar bei Hochhäusern Einzug gehalten.
Rekorde: Bäume können bis zu 130 Meter hoch werden. Auch beim Alter sind Bäume spitze: Der älteste bekannte Baum ist etwa 10.000 Jahre alt. Eindruck macht auch das Wurzelwerk: Die Wurzeln eines Baumes können mehrere Kilometer umfassen.
Viele Bäume sehen majestätisch aus. Bäume sind sehr beliebt. Vor allem Kinder klettern gerne auf Bäume, bauen Baumhäuser. Viele Menschen gehen am liebsten im Wald spazieren. Bäume spenden Schatten, nicht nur im Biergarten Mein Freund, der Baum.
Vom Wunderbaren zum Dunklen
Auch wenn ich Bäume und Wälder wirklich extrem mag, fasziniert mich auch die dunkle Seite daran.
Bei dem Dunklen ist jetzt nicht in erster Linie gemeint, dass Bäume Menschen verletzen oder erschlagen können. Vielleicht rächen sie sich ja, weil man ihre Artgenossen fällt, wenn sie einem Neubau im Weg stehen.
Eher schon ist es das Irrationale. So haben nicht nur Kinder Angst, sich im Wald zu verlaufen. Der Wald als hinterhältige Falle, der einen nicht mehr entkommen lässt. Bei Nacht und Nebel kann die Angst dann potenziert werden.
Manchmal wirken Bäume auch deshalb oft unheimlich, da sich in den vielen komplexen Strukturen besonders leicht Gesichter und andere lebendige Elemente erkennen lassen. Das Phänomen, das nicht nur von Bäumen bekannt ist, wird als Pareidolie bezeichnet.
Leben in den Bäumen
Da ist aber tatsächlich etwas Lebendiges in den Bäumen. Zunächst einmal kann man sie durchaus den Lebewesen zurechnen. Neuere, aber nicht unumstrittene Forschungen gehen sogar davon aus, dass Bäume in einem gewissen Rahmen Empfindungen haben, ihre Umgebung wahrnehmen und sogar mit dieser kommunizieren können. Zwar besitzen Bäume und Pflanzen keine Nervenzellen, aber sie produzieren Hormone, die sie mithilfe eines feinen Adergeflechts zu ihren Organen übermitteln, ist im Artikel Die Sinne der Pflanzen (National Geographics) zu lesen..
Frühere Generationen mögen das geahnt haben. Der Mensch war immer in Verbindung mit den Bäumen, war er doch auf Holz als Brenn- und Baustoff angewiesen. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn er menschliche Eigenschaften in Bäume projiziert – in Träumen, in Geschichten, im Aberglauben. Bäume werden zu einem beseelten und denkenden Wesen. Um diese Geschichten geht es im Folgenden.
Bäume in Literatur und Filmen
Ich habe bewusst nur 7 Werke ausgesucht, damit es nicht zu viel „Holz“ wird.
Poltergeist (Kinofilm, 1982)
Der Film handelt von der Neubausiedlung Cuesta Verde, die auf einem ehemaligen Friedhof errichtet wurde. Die Grabsteine wurden versetzt, aber aus Profitgründen beließ man die Toten im Boden. Es kam, wie es kommen musste, die Toten sind nicht sonderlich begeistert und rächen sich. Das Perfide: Sie machen die Arbeit nicht alleine, sondern spannen auch einen Baum ein, der vor dem Haus der Protagonisten steht.
Bei einem Gewitter erwacht der Baum zum Leben. Seine Äste werden zu Armen und Händen, dir richtig fest zupacken können. Die Übermacht der vielen Astarme ist furchterregend. Der Baum durchbricht das Kinderzimmerfenster und holt Robbie, den Sohn der Familie, zu sich. Die Eltern und die Schwester Dana versuchen verzweifelt, Robbie dem Baum zu entreißen.
Der Baum wird schließlich von einem plötzlich auftauchenden Tornado aus dem Boden ausgerissen. Dem Vater gelingt es in letzter Sekunde, Robbie zu befreien. Schließlich fliegt der Baum davon.
Bäume sind dazu verdammt, immer am selben Ort zu stehen. Hier aber kann er sogar fliegen – fast mit dem Kind an Bord. Diese anvisierte Kindesentführung überschreitet dramaturgisch wie auch metaphorisch sämtliche Grenzen.
Blair Witch Project (Kinofilm, 1999)
Der Film greift das Szenario auf, dass sich Menschen im Wald verirren und nicht mehr herausfinden. Die Protagonisten haben dabei den Eindruck, immer an den gleichen Stellen vorbeizukommen und damit im Kreis zu laufen.
Dieses Gefühl der Ohnmacht wird noch durch Szenen gesteigert, in denen die Akteure seltsame Figuren aus Zweigen und Garn entdecken, die auf den Bäumen aufgehängt sind. Dazu kommen seltsame Geräusche und vermeintliche Kinderschreie in der Nacht.
Harry Potter (ab 1997)
Bei dieser Romanreihe spielt ein Baum eine besondere Rolle, die „Peitschende Weide“. Dabei handelt es sich um einen magischen Baum, der am Rande des „Verbotenen Walds“ auf dem Schulgelände von Hogwart steht. Der Baum schlägt mit seinen Ästen auf alle Menschen und Dinge ein, die ihm zu nahe kommen. Der Baum birgt ein Geheimnis, er bewacht einen versteckten Eingang. Drückt man auf eine bestimmte Wurzelknolle am Stamm, hört der Baum vorübergehend das Schlagen auf, sodass der Geheimgang gefahrlos betreten werden kann.
Hänsel und Gretel
Hier findet sich die Urform eins Erzählelements, bei der eine Spur gelegt wird, um aus einem tiefen, dunklen Wald wieder herauszufinden. Der Vater von Hänsel und Gretel ist ein armer Holzfäller. Die Mutter weiß in der Not nicht mehr weiter und überredet ihren Mann zu einem unfassbaren Plan, nämlich die beiden Kinder im Wald auszusetzen. Der Vater führt die Kinder in den Wald und lässt sie unter einem Vorwand zurück. Doch Hänsel hat die Eltern belauscht und kennt deren Plan. Er hat weiße Steinchen ausgelegt, sodass die Kinder wieder zurückfinden. Doch die Eltern geben nicht auf. Erneut sollen die Kinder ausgesetzt werden. Dieses Mal hat Hänsel nur eine Scheibe Brot dabei. Die Krumen, die er legt, werden bedauerlicherweise von Vögeln verspeist. Die Kinder finden den Weg nicht mehr zurück. Dafür stoßen sie auf ein Hexenhäuschen …
Tanz der Teufel (Kinofilm, 1981)
In dem lange Zeit beschlagnahmten und indizierten Film macht eine Gruppe Jugendlicher Urlaub in einer Waldhütte in Tennessee. Im Keller finden sie ein altes, mysteriöses Buch sowie ein Tonbandgerät. Manche Tonbänder sollte man vielleicht nicht abspielen. Doch es ist zu spät. Im Wald rings herum erhebt sich als Reaktion darauf „das Böse“. Die Gruppe wird durch dämonische Kräfte dezimiert. Dabei nutzen die Dämonen die Menschen als Wirte, um in deren Gestalt auf die anderen Jugendlichen losgehen. Ein Coronavirus ist harmlos dagegen.
Hier steht der Wald nicht unmittelbar für das Böse, sodass der Film es vermutlich gar nicht in diese Aufstellung geschafft hätte, wenn es nicht eine Szene gäbe, die alles ändert: Eine der Akteurinnen wird von einem zum Leben erwachten Baum vergewaltigt. Zu allem Überfluss holt sie sich dabei auch noch eine sexuell übertragbare Krankheit.
Curse of the Witching Tree – Das Böse stirbt nie (Kinofilm, 2015)
In diesem Horrorfilm wird eine Mutter vor 500 Jahren wegen Mordes an ihrem Sohn zum Tode verurteilt und als Hexe gehängt. Sie ist aber unschuldig. Gerade noch rechtzeitig verflucht sie den Baum und die Umgebung. In den folgenden Jahrhunderten sterben insgesamt neun Kinder unter rätselhaften Umständen. Ihre Leichen werden im Keller eines Haus, das im Wald liegt, bestattet. Der Mythos sagt, dass die Seelen der Toten bis heute durch die Wälder streifen. Ein Sprung in die Jetztzeit: Eine Frau will nach dem Autounfall ihres Mannes, der im Koma liegt, mit ihren Kindern einen Neuanfang machen und zieht aufs Land. Sie landet ausgerechnet in dem genannten Haus …
The Tree (Kinofilm, 2010)
Peter, lebt mit seiner Frau Dawn und den vier Kindern glücklich im australischen Outback. Eines Tages holt Peter seine Tochter vom Spielen ab. Im Auto erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. Durch die weggefallene Kontrolle über den Wagen kollidiert dieser mit dem Feigenbaum am Familienhaus. Die Familie kommt wie zu erwarten mit dem Tod von Peter nicht klar. Dawn bekommt Depressionen, die Kinder werden egoistisch und aggressiv. Die achtjährige Tochter Simone ist aber überzeugt davon, dass dieser Baum Peters Seele einverleibt hat und nun ihr zuflüstert. Sie klettert immer häufiger auf den Baum, um sich mit ihrem Vater auf ihre Weise zu unterhalten. Ein paar Tage später reißt Simone ihre Mutter aus dem Schlaf und vertraut ihr das Geheimnis an. Dawn klettert daraufhin selbst auf den Baum hinauf, verteilt persönliche Dinge von Peter. Sie glaubt, dass seine Seele in den Baum übergangen ist und spricht zu ihrem Mann.
Der Baum wirkt auf die Familie allerdings aggressiv. Seine Wurzeln greifen das Fundament des Hauses an, er beschädigt auch Wasserleitungen. Ein Klempner (George) nimmt sich der Sache an. Es ergibt sich, dass Dawn bei ihm als Verkäuferin arbeitet. Sie verliebt sich in ihn. Dann kracht ein sehr großer Ast in Dawns Schlafzimmerfenster und landet direkt auf ihrem Bett. Dawn hält das für eine Bestrafung Peters. Sie sucht die Versöhnung, indem sie sich an den Ästen und Blättern einkuschelt. Simone ist wütend, als sie hinter den Liebhaber der Mutter kommt. Die Wut steigert sich, als George den Ast mit dem ganzen Gestrüpp mit Gewalt aus dem Schlafzimmer entfernt.
Die Familie macht schließlich Weihnachtsurlaub am Strand. Simone ist damit sehr unzufrieden, da es das erste Weihnachten ohne Peter ist. Als die Familie aus dem Urlaub zurückkehrt, hat der Baum weitere größere Schäden am Haus verursacht. Er droht das Haus zu zerstören. George will den Baum fällen lassen. Damit kommt er auch den Nachbarn entgegen, die auch bereits Probleme bekommen haben, da die Wurzeln bis in ihrer Grundstücke wachsen. Simone ist mit den Plänen nicht einverstanden. Sie verbarrikadiert sich in einem auf dem Baum errichteten Baumhaus und bewirft die bereits eingetroffenen Holzfäller und George mit Gegenständen. Simone ist nicht dazu zu bewegen, vom Baum abzusteigen. Sie droht sogar damit, sich etwas anzutun, indem sie vom Baumhaus springt. Dawn vermittelt und fordert George auf, die Fällung abzubrechen. Nach einem Streit gibt sie ihm den Laufpass.
Zu allem Überfluss zieht dann auch noch ein Zyklon heran. Die Familie kann sich retten, aber das Haus wird nahezu zerstört und der Baum entwurzelt.
Bei so einem Titel wie diesem könnte man vermuten, es ginge jetzt um die Rettung Griechenlands. Nein, das ist nicht das Thema. Vielmehr stelle ich hier in unregelmäßigen Abständen Songs vor, die mich besonders berührt haben und noch immer berühren.
Salmakis ist eine Nymphe aus der griechischen Mythologie, die über der gleichnamigen Quelle wachte. Ein Versiegen der Quelle wurde nicht so gerne gesehen. Als Strafe gab es keinen verschärften Putzdienst, sondern den Tod. Salmakis verband sich der Mythologie nach mit Hermaphroditus zu einem zweigeschlechtlichen Wesen.
Genesis verarbeite den Stoff im Song The Fountain of Salmacis (also „Die Quelle der Salmakis“), der auf dem Album „Nursery Cryme“ erschien. Peter Gabriel singt hierbei „We shall be one, we shall be joined as one.“ („Wir werden eins sein, wir werden zu einem vereint.“). Pete Lazonby hat einen Sample des Songs 1994 in seinem Trance-Stück „Sacred Cycles“ verarbeitet. Herausgekommen ist eine einzigartige Atmosphäre – sicher einer der besten Trance-Songs aller Zeiten. Selbst Sekundenbruchteile des Stückes lassen sich mühelos unter Tausenden anderer Songs heraushören – vor allem wegen des erwähnten Samples, der sehr einprägsam ist.
Ist die griechische Mythologie nicht schon schwerer Stoff genug, ist im Intro und Outro des Songs auch noch der Auszug einer Rede von Osho (*1931, †1990; indischer Philosophieprofessor und Begründer der Neo-Sannyas-Bewegung; bis Ende 1988 nannte er sich Bhagwan Shree Rajneesh) zu hören (ja, es ist „der“ Bhagwan)2, wobei sich der Song mitten in die Rede einblendet:
And it is good that not all are roses, that not all are lotuses. But something very mysterious is happening here, Darius, you can see: all kinds of people are here, from almost every country, from every religion, and nobody teaches them to be tolerant and nobody teaches them to be respectful of the other‘s religion. These things are simply not talked about, and still nobody is intolerant. In fact, nobody thinks in terms that the other is other. This is a totally different vision. My approach is that you have to drop […]
Hier bricht im Song die Rede sinnentstellend ab, im Outro des Songs wird die Rede dann fortgesetzt3:
[…] – not to imbibe tolerance, not to imbibe a certain synthesis, manipulated, man-made – you have to drop this whole nonsense of the American way of life and the Indian way of life and the Chinese way of life. You have to drop this whole nonsense that „I am a Hindu, Mohammedan, Parsi, Sikh.“ You are just a human being! Maybe your colour is different — so what? It is good that there are people of different colours, different flowers. Your hair is different — good! It makes life more worth living, more interesting. The variety gives richness.
Das Englisch ist so simpel, dass ich auf eine Übersetzung verzichte. Die Frage, ob es jetzt eine tiefere Bedeutung gibt, warum der Künstler gerade eine Rede Oshos eingespielt hat, oder gerade keine anderen Samples auf der Festplatte herumschwirrten, mag der Zuhörer selbst beantworten. Zumindest die in der Technoszene allgemein propagierte Gewaltlosigkeit passt thematisch. Aber auch andere Beweggründe sind denkbar. Vielleicht soll ja doch Griechenland gerettet werden.
1 Bedingt durch das lange Intro und Outro ist der Song kaum tanzbar. Später erschienen aber noch eine Reihe von Remixen, die keine Osho-Samples mehr enthalten. Diese Versionen sind wegen ihrer durchgehenden Beats besser Diskotheken-kompatibel.
2 Die Rede wird im Outro nicht ganz nahtlos angesetzt. Zum besseren Verständnis wird hier die Rede im Originalwortlaut wiedergegeben.
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